Donnerstag, 7. Mai 2015

Meine Großmutter Natascha und Josef Wenzel aus Stargard an der Ihna

……….und der tobias hat gesagt, dass mir auf stettin  fahren. mit dem defender und einer brotzeit im kofferrraum und zwei Fahrrädern. 

ich wollte die waschliste erstellen. Ich dachte an unser ziel, an stettin, an pommern, an stargard, wo meine mutter geboren ist, wo meine grosseltern gelebt haben. Dabei sind mir alte Geschichten eingefallen:


meine grossmutter, anastasia wenzel, ihr man nannte sie natascha, ist in nakel, kreis wirsitz, in polen geboren. gelebt hat sie, mit ihrem Mann Josef Wenzel in stargard in pommen, in der bergstrasse 35a. so kann man es im "stargarder adressbuch" von 1937 noch nachlesen.




















 der eisenbahnshaffner juschu wenzel, der vater meiner mutter, hat mit natascha drei töchter gezeugt, Magdalene, Helene, Anna. mit seiner ersten frau hatte er drei söhne. 

josef wenzel ist nur vier Jahre zur Schule gegangen; so war das damals. meine mutter erzählte, ihr vater hatte eine schöne Handschrift (Sütterlin) und seine Rechtschreibung war fehlerfrei. Er BRAUCHTE keinen Duden. in der Bergstraße 35a stand ein Schustertisch, dieses Handwerk hatte er gelernt. Seine Frau hat nie schreiben gelernt, konnte aber die Kirchenzeitung oder das Gebetbuch lesen.

Meine Mutter erzählt, Juschu war Alkoholiker, Quartalssäufer und immer sehr korrekt. Er kam regelmässig eine stunde vor Arbeitsbeginn zu seinem Zug, sah nach dem rechten und polierte seine Karbidlampe. Die Arbeitskollegen mochten den Streber nicht besonders. Als sie ihn ärgern wollten haben sie verabredet, am nächstens Tag noch früher als der Polake am Arbeitsplatz zu sein. Mein Großvater hat das irgendwie mitbekommen und als die Rotte eintraf, war Josef wenzel schon lange da. 

Wenn er seine lohntüte nach Hause brachte hatte er vorher einen ausgiebigen Besuch in seiner Kneipe gemacht und meine Mutter sah ihn, vom Fenster aus, wie er auf der jobst-Strasse in Richtung Bergstraße nach Hause schwankte. Es war schlimm für die kleine Helene und sie wünschte sich die Prohibition nach Deutschland, dann könnte ihr Vater keinen Alkohol trinken. Aber, und das hat meine Mutter oft erzählt, juschu brachte seiner Frau immer ihr Haushaltsgeld  mit, das hatte er schon vor dem besuch im Wirtshaus in einem Tuch verknotet. 

Einmal hat man ihn angezeigt, er soll einen Arbeitsmantel geklaut haben. Es war schlimm für ihn, er hatte Angst seine Arbeit bei der Deutschen Reichsbahn [er war Beamter] und auch seine Pension zu verlieren.  

Er muss sehr verzweifelt gewesen sein. er hat tage lang, abends vor seinem bett gekniet und gebetet, er hatte doch den herrenlosen mantel, der auf dem bahnsteig lag, nur auf den offenen güterwagen geworfen, der auf dem gleis stand, so erzählte es meine mutter. dann ist ihm der mann im bahnwärterhaus eingefallen, der könnte ihn möglicherweise beobachtet haben. ja, sagte der mann, später bei der verhandlung, er habe gesehen wie der zugschaffner den mantel, der auf dem perron lag, auf den güterzug geworfen hat.


nachdem meine Eltern 1945 in stettin ausgebombt waren, sind wir eine zeit lang bei meinen Großeltern, in Stargard, untergekommen. aus dieser zeit stammen die Fotos, die mein vater von mir an der ihna gemacht hat.

  


























MeineGrossmutter, sie ist 82 Jahre alt geworden.
Und hat gut von Juschus Pension gelebt.