Dienstag, 4. August 2015

eulen nach athen tragen

in griechenland zahlst du, als unternehmer oder hausbesitzer, in der regel, keine steuern. wenn sie dich beim schwindeln erwischen, wirst du sagen, dass du im moment, wegen einer außerordentlichen belastung, einer hausrenovierung oder der schweren krankheit deiner grossmutter, die steuerforderung jetzt nicht erfüllen kannst. dann stunden sie dir die schuldenlast, du bekommst 100 monate zeit den betrag in kleinen raten zu bezahlen. 

reeder oder schiffseigner sind gundsätzlich von der steuer befreit.

wenn der staat keine steuern eintreibt, wie soll er krankenhäuser unterhalten. wie sollen die alten männer, die kaum rente bekommen sich einen ouzo oder malamatina kaufen. keramoti hat viel zu viele bauruinen, schlechte strassen und keine kanalisation. unsere ferienwohnung hat eine jauchegrube; die wird einmal im jahr leergepumpt. nach einem wolkenbruch stehen alle strassen unter wasser, bis der niederschlag verdunstet ist.

keramoti hat kein geld, keine industrie, keine arbeitsplätze. nur einige fischerboote die morgens einen sehr bescheidenen fang anlanden. (das meer ist schon lange leergefischt). keramoti hat keine gastronomie, wo du dein geld lassen könntest, nur ein paar windige frittenbuden. keine einkaufsstrasse, wo touristen unnötiges zeug kaufen könnten. auch keine chice boutique, wo urlauber ihr geld ausgeben dürfen. 

aber keramoti hat im hafen drei fährgesellschaften mit mächtigen rorofähren liegen die bis in die späte nacht zwischen thassos und keramoti pendeln. nur, die reeder müssen keine steuern zahlen, weder der staat noch das dorf hat was davon. in anderen ländern zahlen unternehmer gewerbesteuer damit die gemeinde ihre notwendigen aufgaben erledigen kann. 

unsere strasse am meer, wo wir in den ferien  wohnen, hat keinen strassennamen. es gibt einen geflickten bürgersteig, auf der seite wo man die ferienwohnung mieten kann. jetzt haben sie auf der anderen seite, wo im sommer das gras vertrocknet, einen "vergoldeten" fussweg angelegt.



















das fundament, solide aus beton, mit grauen und gelben, waffelmuster-betonsteinen, belegt. die andere hälfte mit roter zementfarbe gestrichen. eine neue strassenbeleuchtung wurde installiert und in gleichmässigem abstand hat man bäume gepflanzt. auf dem neuen weg läuft kein mensch, weil auf dieser seite auch keine häuser stehen. natürlich sind auch die lampen nachts abgeschaltet. auf der häuserseite stehen ja schon laternen. und die neu gepflanzten bäume hat man vertrocknen lassen. 

ach so, ich hätte es fast vergessen, der neue weg wurde aus EU geldern finanziert. 




1 Kommentar:

  1. hallo liebe Urlauber,
    zufällig bin ich auf ihre Seite gekommen. es ist schön,daß Sie Keramoti besucht haben und auch etwas darüber schreiben. Ärgerlich für manche Einheimische, die sowieso unter der schwierigen Situation leiden, ist es wenn so manche Vorurteile immer wieder reproduziert werden, vor allem wenn Sie wirklicher Grundlage entbehren.
    Daher,sofern erlaubt, ein paar Anmerkungen zum Text:
    1. In Griechenland zahlst du,sowohl als Unternehmer aber auch als Hausbesitzer, DEUTLICH HÖHERE Steuern als eine vergleichbare Firma oder Hausbesitz in Deutschland. Ich beziehe mich auf kleine und mittlere Unternehmen bis 1 EUR Mio. Umsatz und Hauseigentümer mit Verkehrswerten bis 500.000EUR.
    Fakt ist, dass jede Firma,auch Kleingewerbetreibende, 800 EUR Firmengrundgebühr im Jahr zahlen, i.d.R. 23% Mwst. (gegen 19% in D). Hausbesitzer zahlen oft mehr als 1.000 EUR Immobiliengebühr im Jahr für Anwesen,
    die so aussehen,wie sie sie beschreiben,deren Wert in der Krise auf 1/3 verfallen ist und wo ein Großteil der Infrastruktur noch fehlt bzw.im Aufbau begriffen ist.
    Eigentümer von Ferienwohnungen zahlen mehrere tausend EUR nur als Abgabe auch ohne Einkommen, dass ist dann noch gar nicht berücksichtigt ! Doch auch hier hält sich das Märchen von der Steuerfreiheit. In Wirklichkeit erfolgt eine parallele Besteuerung anhand von sogenannten Indizien (Grösse der Wohnung, Hubraum des Autos) fällt das steuerpflichtige Einkommen niedriger aus,so wird man "fiktiv" (mit höherer Belastung) besteuert, anhand
    der Indizien, unabhängig davon, ob dieses Einkommen real existiert. Damit sind ganz besonders kleine Leute,
    die bis 20.000EUR im Jahr haben, viel stärker besteuert als vergleichbare Personen in Deutschland.
    2. Die Steuerschuld wurde in den letzten Jahren immer weiter verzinst mit hohen Zinssätzen von 8 bis 36% jährlich.
    Bei Verzug selbst um 1 TAG (!!!) werden drakonische Strafen fällig, bei Unternehmen beginnen gar die Strafsätze bei 500 und 1000 EUR, selbst für 1 TAG Verspätung. (Zum Vergleich: Nicht vergleichbar mit einer "lächerlichen" Androhung von...150 EUR Zwangsgeld wie in Deutschland,nachdem 1 Jahr verstrichen ist !!!)
    Deshalb wurde auch nichts "gestundet", ganz im Gegenteil wurden horrende Strafgebühren berechnet. Und diese wollte man eben durch die 100-Raten Regelung zum Teil wieder ausgleichen.Es wird auch nicht 100 Monate Zeit gegeben,sondern ab Antragstellung ist die erste Rate fällig plus eine Anzahlung auf den Gesamtbetrag.
    Das Märchen von der kranken Oma gibt es nicht. Vielleicht gab es das vor 30 Jahren,aber heute nicht.

    Zu Keramoti selbst würde ich gerne Ihre Angaben korrigieren bzw. ergänzen:
    Die Fischerei hat auch verarbeitendes Gewerbe wo Fisch und Muscheln verpackt und sogar exportiert werden.
    Obwohl wir keine Taverne betreiben und ich keine Werbung machen will, so gibt es im Ort mittlerweile eine
    ganze Reihe von Restaurants und Tavernen, die sowohl den Gaumen als auch jeden Geldbeutel verwöhnen
    und bedienen, von einfach bis gehoben. Ein paar Frittenbuden gibt es auch, aber das Angebot beschränkt
    sich sicher nicht nur darauf. Vielleicht haben sie einfach nicht genug gesucht oder sind an die falschen Stellen
    gelandet. In den Läden gibt es- Gott sei dank- alles bodenständige für den Alltag und auch ein bisschen mehr.
    Wer Einkaufsstrasse für "unnötiges Zeug für Touristen" sucht, der kann dies beim Tagesausflug auf Thassos finden.
    Tatsächlich gibt es keine Strassennamen. Andere Länder,andere Sitten eben.In Dörfern gibt es das eben nicht, dafür hat Griechenland schon 10 Jahre früher als Deutschland 5-stellige Postleitzahlen eingeführt.
    Offzielle Stellen "orten" ein Haus oder Grundstück eben nach der Nummer des Bauplanquadrats.
    Abschliessend, zur Förderung aus EU Mitteln, das betrifft vor allem den sog.Kohäsionsfonds für arme EU Regionen.
    Deutschland erhält aus diesen Fördergeldeln übrigens mehr Geld, als Griechenland. Gewusst ?
    Liebe Grüße aus Keramoti !

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